Um die Aufnahme von Linux Mint Entwicklern gepflegten Cinnamon (Gnome-Shell Fork) und Muffin (Mutter Fork) ist innerhlab des Fedora Projektes ein Streit entbrannt.
Christoph Wickert, der der Aufnahme dieser beiden Forks skeptisch gegenübersteht, führt als Hauptargument den Verstoß gegen mindestens eine Fedora-Richtlinie beim Erstellen der rpm Pakete der beiden Projekte an. Ferner bemängelt Wickert unter anderem, das Cinnamon und Muffin kaum in der Lage sein werden, mit dem hohen Tempo, welches das Gnome-Projekt vorlegt, Schritt zu halten.
Wickert hat zwischenzeitlich FESCO um eine generelle Stellungnahme zur Aufnahme von Forks in Fedora gebeten, um das Thema endgültig zu klären.
Glückwunsch zu diesem Artikel, das hätte die Bild-Zeitung auch nicht reißerischer hinbekommen. 😉
Ich bin kein *Gegner* der Aufnahme dieser beiden Forks, ich bin – wenn überhaupt – ein Zweifler. Ich bezweifele, dass die Aufnahme Sinn macht und nachhaltig ist, und zwar aus folgenden Gründen:
1. Forks gehören zur Freien Software, denn zur Freiheit gehört auch, die Software zu verändern. Allerdings sterben die meisten Forks schnell wieder aus und das befürchte ich auch bei Cinnamon. Da wir für einen sauberen Upgrade-Pfad zwischen den einzelnen Fedora-Releases sorgen müssen, sollten wir uns also vorher Gedanken darum machen.
2. In der Paketierung bauen wir Workarounds für Bugs im Code ein, die im Original schon lange gefixt sind. Und nicht nur das: Der Review kommt zur Zeit nicht voran, weil Cinnamon mit GTK+ 3.3.10 crasht. In gnome-shell ist das Problem schon lange behoben.
3. Ich bezweifele, dass unser Paketmaintainer in der Lage ist, solche Fixes von Original zum Fork zu portieren. Das ist ein Haufen Arbeit und sollte eigentlich nicht seine Aufgabe sein, sondern die der Cinnamon-Entwickler, aber die
4. Wenn ich sehe, wie weit Cinnamon schon hinter gnome-shell ist, dann wird mir Angst und Bange. Da Fedora auch ein schnelles Entwicklungstempo vorlegt, wird es auch unser Maintainer verdammt schwer haben, da mitzuhalten. Resultat sind mehr unnötige Bugs.
5. Fedora hat eine starke Verpflichtung gegenüber den Upstream-Entwicklern, das heißt meiner Ansicht nach auch, gegenüber dem Upstream des Forks. Wir müssen also nicht nur dafür sorgen, dass Patches vom Original zum Fork gelangen, sondern auch umgekehrt vom Fork zum Orignal. Das scheint zur Zeit nicht der Fall, selbst triviale Änderungen wie die Aktualisierung des FSFE-Adresse werden nicht weitergegeben. Sieht so etwa gutes Team-Play aus? Wollen wir das fördern?
Ich denke, jeder weiß, dass ich kein großer Freund der gnome-shell bin und ich habe wirklich nichts gegen Cinnamon. Aber ich mache mir Sorgen über die Qualität und Gedanken über die Sinnhaftigkeit, das für Fedora zu paketieren. Das diskutieren wir gerade, aber wir streiten nicht.
Und wenn als Resultat dieser Diskussion eine freundliche Haltung gegenüber Forks herauskommt, soll mir das auch recht sein. Dann kommen wir wenigstens mal mit Reviews wie z-sync weiter, wo wir schon seit Jahren genau das gleiche Problem haben.
Hier übrigens noch ein sehr guter Kommentar von Matthias Clasen zu der Geschite: http://lists.fedoraproject.org/pipermail/desktop/2012-February/007518.html
Er schreibt genau das was ich denke – ich hätte nicht gedacht, dass ich das mal sage. 😉
Okay, ich hab die entsprechende Stelle in dem Beitrag ein wenig konkretisiert